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bbw-Absolvent aus dem Autismus-Spektrum

Mit Geduld und Sorgfalt zum Traumjob

Im Portrait: bbw-Absolvent Johannes Scholz

Johannes Scholz züchtet und pflegt Pflanzen im Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität. Die Ausbildung zum Zierpflanzengärtner hat der junge Mann aus dem Autismus-Spektrum im bbw Südhessen gemacht. Außer seinem Beruf hat er dort noch anderes Wichtiges gelernt: Selbstständigkeit sowie den Umgang mit Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen.

Bild im Inhalt BBW

Die Sonne durchflutet das Gewächshaus, aber noch ist es nicht zu heiß zum Arbeiten. Johannes Scholz steht an einem Tisch und pikiert. Das heißt: Behutsam sticht er einzelne Sämlinge einer Arnika samt Wurzelwerk aus und setzt sie in einen großen Topf um, sodass die Pflanze sich gut entwickeln kann. Eine Arbeit, für die es Sorgfalt und Geduld braucht. Johannes Scholz hat beides.

Seit Sommer 2016 hat der 23-Jährige eine Stelle als Zierpflanzengärtner im Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität. Vier Hektar groß ist das Gelände auf dem Riedberg, zu dem außer dem Gewächshaus Blumen- und Streuobstwiesen, Beete, Haine von Eichen und Buchen sowie ein Arzneipflanzengarten gehören. Hier wird gezüchtet, gehegt und gepflegt, was die naturwissenschaftlichen Fachbereiche am Riedberg für Lehre und Forschung brauchen. Es ist ein Traum für viele Gärtnerinnen und Gärtner, in so einem botanischen Garten zu arbeiten. „Die Artenvielfalt hat mich gereizt“, sagt auch Scholz, der schon als Kind über Formen und Farben der Pflanzen staunte und ein ebenso ausgeprägtes Interesse für die kleinen Tiere hat, die auf den Pflanzen leben.

Sein Weg in den Wissenschaftsgarten führte über das bbw Südhessen. Der junge Mann aus dem Autismus-Spektrum wohnte zuletzt in der Nähe von Bonn, die dortige Agentur für Arbeit empfahl ihm das bbw. Scholz durchlief eine mehrwöchige Eignungsabklärung, ihm gefiel es im bbw und aus dem Interesse an Pflanzen wurde ein Berufsziel: Gärtner mit Fachrichtung Blumen- und Zierpflanzenbau.

Während dieser dreijährigen Ausbildung arbeitete Johannes Scholz bereits sechs Monate lang im Wissenschaftsgarten mit, an jeweils drei Tagen pro Woche. VAmB nennt sich dieses Modell, kurz für: verzahnte Ausbildung mit Berufsbildungswerken. Immer mal wieder machen Jugendliche aus dem bbw Station auf dem Riedberg, wenn das zuständige Reha-Team denkt, das könnte passen. Susanne Pietsch, die Leiterin des Wissenschaftsgartens, ist glücklich über die Kooperation: „Wir haben mit den jungen Leuten gute Erfahrungen gemacht. Außerdem haben wir im bbw feste Ansprechpersonen, die immer für unsere Fragen offen sind und zwischendurch hier vorbeischauen.“ Eine wichtige Entlastung für das Team im Wissenschaftsgarten, das für eine intensive Betreuung und Förderung der Jugendlichen zu knapp besetzt ist.

Den Alltag selbständig bewältigen

Im bbw hat Johannes Scholz gelernt, seine Wege mit Bus und Bahn allein zu bewältigen und seinen Haushalt und Alltag in der Wohngruppe auf dem bbw-Gelände selbst zu organisieren. In einem Training für Jugendliche aus dem Autismus-Spektrum wurde ihm vermittelt, warum Small Talk wichtig ist, wie man Freundschaften schließt und worauf es bei Bewerbungen und im Vorstellungsgespräch ankommt. Zur Vorbereitung auf die Prüfungen mit all ihrer Theorie und den komplizierten botanischen Fachbegriffen bekam er wegen seiner Lese-Rechtschreib-Schwäche einen Stützkurs. Und in der praktischen Arbeit waren die Azubis immer wieder gefordert, sich Aufgaben aufzuteilen, sich untereinander abzusprechen und gegenseitig zu unterstützen.

Der Wissenschaftsgarten arbeitet gerne mit Johannes Scholz: „Er ist absolut zuverlässig, er setzt Arbeitsaufträge selbstständig um – und er war von Anfang an sehr zugänglich“, sagt Susanne Pietsch. Auf seine Eigenheiten konnten die Kollegen sich leicht einstellen: „Johannes erledigt lieber erst einen Auftrag, bevor er den nächsten annimmt. Also geben wir ihm nicht eine Liste an Aufgaben für den Tag, sondern machen einzelne Ansagen.“

Nach dem Pikieren wird Johannes Scholz Pflanzen bestäuben, mit dem Pinsel: „Nach ein paar Stunden wird das anstrengend – aber es ist schön zu sehen, wenn es geklappt hat.“

Ansprechpartnerin

Rosmarie Hermann

Bereichsleitung Berufsintegration und Kundenbetreuung
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