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Bipolare Störung - Stimmungsschwankungen zwischen zwei Extremen

Was ist eine bipolare Störung?

Eine bipolare Störung, auch manisch-depressive Erkrankung genannt, ist geprägt von einem starken Wechsel der Stimmungslage: Phasen der Depression wechseln sich mit Phasen der Euphorie ab. Letztere werden auch als manische Episoden oder Manien bezeichnet. Deshalb der Name „bipolar“ (= zweiseitig): Das Leben mit einer bipolaren Störung spielt sich zwischen zwei gegensätzlichen Gefühls-Polen ab.

Jede*r hat mal Stimmungsschwankungen im Sinne von „himmeljoch jauchzend – zu Tode betrübt“. Wenn sie ein „normales“ Ausmaß haben, spricht man von Stimmungsschwankungen oder „Zyklothymie“. Erst wenn die Stimmungstiefs und Stimmungshochs in ihrem Ausmaß und ihrer Dauer sehr schwerwiegend sind, ist von einer manisch-depressiven Erkrankung die Rede. Die depressiven Phasen können (ohne Behandlung) vier bis zwölf Monate andauern, die manischen sind deutlich kürzer.

Wie und wann entsteht eine bipolare Störung?

Bipolare Störungen treten oft bei jungen Erwachsenen um das 18. Lebensjahr auf. Etwa 3 % der Menschen erkranken im Lauf ihres Lebens an einer bipolaren Störung, Frauen und Männer gleich häufig.

Eine eindeutige Ursache wurde bisher nicht gefunden. Es scheint sowohl erbliche als auch äußere Faktoren zu geben, z. B. belastende Ereignisse oder andauernder Stress.

Was unterscheidet eine bipolare Störung von einer Depression?

Wenn die Erkrankung mit einer depressiven Phase beginnt, sind beide gar nicht leicht zu unterscheiden. Deshalb wird auch zwischen einer unipolaren (= einseitigen) Depression und einer bipolaren Depression als Teil einer bipolaren Störung unterschieden.

Was unterscheidet eine bipolare Störung von einem Borderline-Syndrom?

Auch von Borderline Betroffene haben häufig starke, unkontrollierbare Gefühlsschwankungen. Dort wechseln die Stimmungen aber sehr viel schneller und häufiger als bei bipolaren Störungen; es gibt keine „Phasen“ oder „Episoden“ und die manische Ausprägung fehlt bei dieser Persönlichkeitsstörung ganz.

Die Bezeichnung Borderline (Grenzlinie) hat auch nichts mit einer Überschreitung der Grenze zwischen zwei extremen „Polen“ zu tun, sondern entstammt einer bloßen Formalität: In der Psychoanalyse wurde diese Störung an der Grenze zwischen neurotischen und psychotischen Störungen angesiedelt.

Wie sieht bei bipolaren Störungen eine manische Episode aus, wie eine depressive?

In manischen Phasen fühlen sich die Betroffenen voller Energie, obwohl sie oft nur 4–5 Stunden schlafen. Ihre Stimmung ist gehoben, ihr Antrieb gesteigert. Viele sind aber auch gereizt, sprunghaft, unkonzentriert. Manche überschätzen sich selbst bis zum Größenwahn.

In depressiven Phasen fühlen sie sich dagegen unfähig, antriebslos und wertlos. Oft besteht dann eine erhöhte Selbstmordgefährdung.

Bei schwerwiegenden bipolaren Störungen können auch Symptome einer Psychose auftreten: Die Betroffenen nehmen ihre Umwelt verzerrt war, haben Halluzinationen oder Verfolgungswahn.

Wie wirkt sich eine bipolare Störung aus?

Bipolare Erkrankungen verringern die gesamte Lebensqualität der Betroffenen und beeinträchtigen ihre tägliche Lebensbewältigung. Dadurch kann es zu Arbeitsplatzverlust, Ablehnung, sozialer Ausgrenzung kommen.

Oft fehlt ihnen – in manischen Phasen, die sich für die Betroffenen gut anfühlen – ein Krankheitsbewusstsein. Oder – in depressiven Phasen – der nötige Antrieb, um sich therapeutische Hilfe zu suchen. Deshalb ist Unterstützung durch Freund*innen und Angehörige wichtig, insbesondere auch als Begleitung einer Therapie.

Hilfe bei bipolaren Störungen

Moderne, individuell angepasste Behandlungsmethoden können die Symptome bipolarer Störungen wirkungsvoll verringern, den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität deutlich verbessern, aber sie können die bipolare Störung nicht heilen. Sie bleibt eine lebenslange chronische Erkrankung. Wichtig ist es daher, zukünftigen Episoden vorzubeugen. Die Behandlung besteht meist in einer Psychotherapie mit begleitender medikamentöser Unterstützung. Sie bestärkt die Betroffenen in ihrer Selbststeuerung.

Das bbw Südhessen unterstützt – in Kooperation mit der Agentur für Arbeit – junge Erwachsene mit bipolaren Störungen beim Einstieg in eine Berufsausbildung und eine selbstbestimmte Zukunft.