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Was ist Borderline - leicht erklärt in unserem Glossar

Was ist eine Borderline-Störung?

Eine Borderline-Störung ist eine Persönlichkeitsstörung, bei der Betroffene starken, unkontrollierten Stimmungsschwankungen ausgesetzt sind. Ihre Gefühle sind instabil und können auch impulsiv sein. Instabil ist ebenso die eigene Identität, ihr Selbstwertgefühl und ihre Beziehungen zu anderen sind oft schwierig. Die Einschränkung wird auch als Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), Borderline-Syndrom oder „emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs“ bezeichnet.

Von Borderline Betroffene spüren oft eine große Anspannung. Diese kann so unerträglich sein, dass einige Borderliner*innen gefährliche Strategien zur Spannungsminderung entwickeln, z. B. Selbstverletzungen mit Rasierklingen oder Feuerzeugen, Drogenkonsum oder riskante Verhaltensweisen.

Borderliner*innen haben oft intensive Gefühle von Ohnmacht, Scham, Schuld, Selbstverachtung. Sie fürchten das Alleinsein, haben Angst, verlassen zu werden. Deshalb suchen sie oft eine große Nähe zu anderen Menschen, klammern sich an sie – aber ebenso schnell können sie sie wieder wegstoßen oder durch andere Beziehungspartner*innen ersetzen. Ihre Beziehungen sind ebenso intensiv wie instabil.

Unterschied zwischen bipolarer Störung und Borderline?

Viele glauben, Borderline hätte etwas mit einer bipolaren Störung  zu tun. Das ist aber nicht der Fall. Zwar leiden auch Menschen mit einer bipolaren Störung unter starken Stimmungsschwankungen. Aber während die Stimmungen bei Borderline in kürzester Zeit wechseln können, dauern die Stimmungsphasen bei einer bipolaren Störung sehr viel länger an – oft über Monate – und die Betroffenen pendeln zwischen zwei Extremen: zwischen Depression und Manie, einer übersteigerten Euphorie, die bis zum Größenwahn gehen kann.

Auch bei Borderline treten depressive Stimmungen bis hin zu Suizidversuchen auf. Aber manische Phasen gibt es i. d. R. nicht. Die Bezeichnung Borderline („Grenzlinie“) hat auch nichts mit einer Überschreitung der Grenze zwischen zwei extremen „Gefühls-Polen“ zu tun, sondern entstammt einer bloßen Formalität: In der Psychoanalyse wurde diese Störung an der Grenze zwischen neurotischen und psychotischen Störungen angesiedelt.

Wie entsteht eine Borderline-Störung?

Schätzungen zufolge sind etwa 3 % der Menschen von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen, Frauen und Männer etwa gleich häufig.

Es gilt als sicher, dass dabei einerseits erbliche/genetische Faktoren eine Rolle spielen, andererseits traumatisierende Erlebnisse, die oft schon in früher Kindheit, am Beginn der Persönlichkeitsbildung, stattgefunden haben. So haben mehr als die Hälfte der Betroffenen sexualisierten Missbrauch, körperliche Gewalterfahrungen oder starke Vernachlässigung erfahren. Da die Krankheitsursachen oft bis in die frühe Kindheit zurückreichen, sind sie sehr prägend und haben sich oft auf bestimmte Reaktionsmechanismen im Gehirn ausgewirkt.

Hilfe bei Borderline

Eine Psychotherapie kann den Betroffenen auf lange Sicht sehr gut helfen, sofern sie nicht vorzeitig abgebrochen wird.

Wer aufgrund einer Borderline-Störung Probleme mit der Berufsausübung oder -ausbildung hat, kann sich bei der Reha-Beratung der Agentur für Arbeit melden und über diesen Weg z. B. ins Berufsbildungswerk Südhessen finden. Hier gibt es für betroffene Jugendliche die Möglichkeit, eine Berufsvorbereitung oder eine Ausbildung zu machen. Eine ganzheitlich pädagogische Förderung  bietet hierbei nachhaltige und individuelle Unterstützung.