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Essstörungen - Arten, Ursachen und Hilfe

Welche Essstörungen gibt es?

Essstörungen können in unterschiedlichen und sogar gegensätzlichen Formen auftreten. Drei Hauptformen von Essstörungen werden unterschieden, zwischen denen es Mischformen geben kann:

  • Anorexie (Anorexia nervosa), auch „Magersucht“ genannt. Betroffene haben große Angst zuzunehmen und essen immer weniger. Oft treiben sie extrem viel Sport. Obwohl sie stark abnehmen, finden sie sich meist immer noch zu dick. Deshalb fehlt ihnen oft ein Krankheitsbewusstsein. Die Gewichtsabnahme kann schließlich lebensgefährlich werden, sie kann zu Mangelerscheinungen und Organversagen führen. Anorexie ist eine der häufigsten Todesursachen junger Frauen.
  • Bulimie (Bulimia nervosa), umgangssprachlich als „Ess-Brech-Sucht“ bekannt. Die Betroffenen sind meist schlank, obwohl sie immer wieder „Essattacken“ haben, bei denen in kurzer Zeit sehr viele Kalorien zu sich nehmen. Um dem entgegenzuwirken, treiben sie viel Sport, brechen das Essen gezielt wieder aus oder nehmen Abführmittel. Häufig verbergen sie das Essen und Erbrechen vor anderen.
  • Auch bei der Binge-Eating-Störung kommt es häufig zu Essattacken. Anders als bei der Bulimie aber nicht in Verbindung mit Erbrechen, daher haben Betroffene oft „Übergewicht“ (d. h., ihr Body-Mass-Index oder BMI ist höher als 25) oder Adipositas.

Wer kann an Essstörungen erkranken?

Vor allem Jugendliche sind von Essstörungen betroffen, Mädchen häufiger als Jungen. Etwa jede*r fünfte Jugendliche ist gefährdet, daran zu erkranken.

Was sind die Ursachen für Essstörungen?

Oft werden Essstörungen auf gesellschaftliche Faktoren zurückgeführt: auf Schlankheitsideale vor allem für Frauen, die durch Medien und Werbung vermittelt werden. Durch den Vergleich mit Models oder Influencer*innen, durch negative Kommentare von anderen (Bodyshaming) oder Mobbing kann Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper entstehen.

Die soziale Bewegung der „Body Positivity“ setzt sich deshalb für eine Abschaffung diskriminierender, unrealistischer Schönheitsideale ein. Auch der BMI (Body-Mass-Index) mit seinen Körpernormen ist zunehmend umstritten. Das Bewusstsein, dass Körperformen und Körpergewicht eine große Vielfalt aufweisen können, ohne gleich „krankhaft“ zu sein, wird heute immer stärker.

Oft geht es bei Essstörungen aber auch nur vordergründig um das Gewicht: Nicht selten stecken hinter Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating-Störung tiefere Probleme: z. B. Stress, Konflikte, belastende Ereignisse, Protest gegen die Eltern, hohe Leistungsansprüche, geringes Selbstwertgefühl, ein Ersatz für verdrängte Gefühle oder der Wunsch, den eigenen Körper kontrollieren zu können, weil man sich in seinem Leben fremdbestimmt fühlt.

Hilfe bei Essstörungen

Auch wenn Body Positivity statt Bodyshaming angesagt ist: Essstörungen können die Gesundheit stark schädigen. Betroffene sollten sich deshalb Hilfe suchen, bei der auch zugrundeliegende Probleme aufgearbeitet werden können. Je nach Schwere der Erkrankung kommen ambulante, teilstationäre (Tagesklinik) und stationäre Therapien infrage, die meist Psychotherapie und Ernährungsberatung beinhalten.

Wer aufgrund einer Essstörung Probleme hat, eine Berufsausbildung zu finden, der kann sich bei der Reha-Beratung der Agentur für Arbeit melden. Sie arbeiten eng mit Berufsbildungswerken wie dem bbw Südhessen zusammen. Hier finden Betroffene gute Möglichkeiten für eine Berufsvorbereitung oder eine Ausbildung. Spezielle Förder– und Freizeitangebote sorgen zudem noch für eine besondere Unterstützung.