+

Prüfungsangst - woher kommt sie und was kann man dagegen tun?

Was ist Prüfungsangst?

Rund 15 Prozent der Menschen leiden an Prüfungsangst – Schüler*innen wie Erwachsene. Prüfungsangst ist eine Versagensangst: die Angst, nicht die erwartete Leistung bringen zu können und dadurch bei Prüfungen zu versagen. Im leichtesten Fall tritt nur „Lampenfieber“ auf, das die Leistung sogar steigern kann, weil es wach macht und damit Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen stärkt. Im Extremfall kann Prüfungsangst aber zu einem „Blackout“ führen, bei dem einem die einfachsten Sätze nicht mehr einfallen.

Starke Prüfungsangst ist eine „self-fulfilling prophecy“, eine selbsterfüllende Prophezeiung: Je mehr Angst Betroffene vor der Prüfung haben, je mehr Stress dadurch entsteht, desto eher hindert die Prüfungsangst sie, ihr tatsächlich vorhandenes Wissen abzurufen. Häufig ist Prüfungsangst mit körperlichen Symptomen wie Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen oder Zittern verbunden, weil der Körper die Prüfsituation als Bedrohung empfindet.

Woher kommt Prüfungsangst?

Prüfungsangst entsteht, wenn andere – wie Eltern oder Lehrkräfte – zu großen Leistungsdruck machen und auch die Betroffenen selbst sich unter Druck setzen. Prüfungsangst tritt oft zusammen mit Schulangst auf und kann zu Schulverweigerung  oder -vermeidung führen. Von Prüfungsangst Betroffene neigen oft zu einem pessimistischen „Kopfkino“, stellen sich vor, sich durch ihr Versagen zu blamieren oder bestraft zu werden.

Ist Prüfungsangst eine Krankheit?

Prüfungsangst ist in der Regel keine Krankheit. Sie hat auch nichts mit der Intelligenz zu tun. Sie kann aber zusammen mit anderen Störungen auftreten. Bei Menschen mit Lernbehinderungen tritt Prüfungsangst z. B. häufiger auf als bei Menschen ohne solche Probleme.

Prüfungsangst kann Krankheitscharakter annehmen, wenn sie so stark wird, dass sie das Leben der Betroffenen massiv einschränkt. Sie kann auch Teil einer sozialen Phobie sein, einer extremen Angst, von anderen bewertet zu werden oder vor Publikum zu sprechen. Bei krankhafter Prüfungsangst ist wie bei anderen Angststörungen  eine (Verhaltens-)Therapie sinnvoll.

Was hilft gegen Prüfungsangst?

Gegen Prüfungsangst kann man selbst viel tun. Um das Kopfkino abzustellen, helfen z. B. Entspannungstechniken und beruhigende Sätze wie: „Ich habe mich gut vorbereitet.“ „Die Prüfer*innen sind auch nur Menschen und wissen, dass ich aufgeregt bin.“ Sinnvoll ist es, die Probleme schon im Vorfeld gegenüber den Prüfenden ehrlich anzusprechen. Vielleicht kann so eine individuelle Änderung der Prüfungssituation erreicht werden. In den USA ist dieses Recht sogar gesetzlich verankert.

Wenn die Prüfungsangst dazu führt, dass man Probleme hat, einen Schulabschluss zu machen oder eine Berufsausbildung anzufangen, kann man über die Reha-Beratung der Agentur für Arbeit z. B. beim bbw Südhessen gezielte Hilfe finden. Wir ermöglichen auch jungen Menschen mit Prüfungsangst den Einstieg in eine erfolgreiche Berufsausbildung.