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Psychiatrie - was ist die genaue Bedeutung?

Was versteht man unter Psychiatrie?

Das Wort „Psychiatrie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Seelenheilkunde“. Es setzt sich aus den Worten „Psyche“ (Seele) und „Iatros“ (Arzt) zusammen. Die Psychiatrie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Behandlung psychischer Erkrankungen und Störungen befasst.

Teile des Fachgebiets Psychiatrie sind in Deutschland verschiedene spezialisierte Bereiche wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Gerontopsychiatrie für Patient*innen mit hohem Alter oder die forensische Psychiatrie, die sich mit psychisch kranken Straftäter*innen befasst. Bei der Diagnostik, Behandlung und Prävention psychischer Erkrankungen bezieht die Psychiatrie nicht nur die psychische Ebene mit ein, sondern auch die körperliche (somatische) und die soziale Ebene.

Was unterscheidet Psychiatrie von Psychotherapie?

Viele denken, Psychiatrie sei die Behandlung von psychischen Erkrankungen mit Medikamenten, während Psychotherapie  die Behandlung mit „sanfteren“ Methoden wie etwa einer Gesprächstherapie sei. Aber die Grenze zwischen beiden ist fließend, denn auch zur Psychiatrie gehört die Anwendung psychotherapeutischer Verfahren.

Der Unterschied zwischen Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen ist vor allem, dass Psychiater*innen immer Ärzt*innen sind, also ein Medizinstudium hinter sich haben. Nach dem medizinischen Staatsexamen müssen angehende Psychiater*innen noch ganze 5 weitere Ausbildungsjahre dranhängen, die eine klinisch-psychiatrische, eine psychotherapeutische und eine stationäre neurologische Ausbildung umfassen.

Psychiater*innen können deshalb selbst mögliche körperliche Ursachen für scheinbare psychische Störungen abklären. Und als Ärzt*innen können Psychiater*innen eben auch spezielle Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen (Psychopharmaka) verordnen. Sie können ihre Patient*innen also medikamentös oder psychotherapeutisch behandeln oder beides kombinieren – was bei mittleren oder schwereren psychischen Erkrankungen meistens der Fall ist.

Wenn Psychiater*innen eine psychische Erkrankung behandeln, müssen sie dabei die „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD)“ verwenden, in der alle Erkrankungen aufgelistet sind. Zurzeit gilt die Version ICD-10. Eine neue Version wird in den kommenden Jahren vermutlich Veränderungen in der Klassifikation psychischer Erkrankungen bringen.

Wann ist ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik sinnvoll?

Bei akuten psychischen Erkrankungen, in denen den Betroffenen ein Krankheitsbewusstsein fehlt, insbesondere, wenn Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt, ist eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik oft unumgänglich. Dabei geht es vor allem um einen geschützten Raum. Die „Zwangspsychiatrie“ früherer Jahrhunderte ist heute zum Glück Vergangenheit: Eine Ausrichtung an den konkreten individuellen Problemen der Einzelnen und ein Mitentscheiden der Patient*innen ist inzwischen Standard.

Einen geschützten Raum für Berufswahl und Ausbildung bieten Berufsbildungswerke wie das bbw Südhessen für Menschen an, die aufgrund einer psychischen Störung oder Erkrankung Probleme im Beruf haben. Der Weg dorthin führt über die Reha-Beratung der Agentur für Arbeit.