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Was bedeutet eigentlich Schulverweigerung?

Was ist Schulverweigerung?

Schulverweigerung wird auch Schulvermeidung, Schuldistanz oder Schulabsentismus genannt, umgangssprachlich Schulschwänzen. Während Schwänzen immer ein Fernbleiben vom Unterricht ist, kann Unterrichtsverweigerung auch dann vorliegen, wenn Schulverweigerer zwar physisch anwesend sind, aber innerlich die Teilnahme verweigern.

Dass Schüler*innen nicht zum Unterricht kommen, ist gar nicht selten: 5–10 % schwänzen in Deutschland regelmäßig die Schule. Sie verstoßen damit gegen das Gesetz, denn in Deutschland besteht eine gesetzliche Schulpflicht.

Was bedeutet Schulpflicht?

In Hessen gibt es für Kinder und Jugendliche eine Vollzeitschulpflicht von 9 Jahren; in manchen anderen Bundesländern sind es 10 Jahre. Wenn man eine Klassenstufe wiederholen musste, endet die Vollzeitschulpflicht schon nach der 8. Klasse, weil man dann ja 9 Schuljahre hinter sich hat.

Für junge Erwachsene gibt es nach Ablauf der Vollzeitschulpflicht auch noch eine gesetzliche Berufsschulpflicht. Die Berufsschulpflicht endet mit dem Abschluss der Berufsausbildung oder am Ende des 12. Schuljahrs.

Was sind Gründe für Schulverweigerung?

Die meisten Schulverweigerer bleiben dem Unterricht entweder aus Schulangst bzw. Prüfungsangst oder aus Schulunlust und Langeweile fern. Erstere fühlen sich oft durch Leistungsdruck überfordert oder erfahren in der Schule Mobbing, Konflikte und Gewalt. Den „Schwänzern“ dagegen erscheint Schule oft unwichtig, sinnlos und lebensfern. Dazu können auch hochbegabte Schüler*innen gehören, die sich im Unterricht unterfordert fühlen.

Ganz anders sieht es mit der Schulverweigerung der Bewegung „Fridays for Future“ aus: Jugendliche gehen weltweit einen Tag in der Woche statt in die Schule auf die Straße. Sie protestieren dagegen, dass die Erwachsenen, die Politiker*innen und Entscheider*innen, ihre „Hausaufgaben nicht machen“ und aus Gewinnstreben zu wenig gegen den menschengemachten Klimawandel unternehmen, der unser aller Zukunft gefährdet.

Auch die Eltern können Ursache von Schulverweigerung sein, weil sie ihre Kinder z. B. aus religiösen Gründen vom Einfluss der Schule fernhalten wollen. Während der Corona-Pandemie kam es zu Schulverweigerungen, um der Maskenpflicht zu entgehen.

Was kann Schulschwänzern und Schulschwänzerinnen passieren?

Versäumen Schüler*innen unentschuldigt den Unterricht, droht den Erziehungsberechtigten eine Geldstrafe – und in extremen Fällen eine Freiheitsstrafe oder sogar ein Sorgerechtsentzug. Auch den Schüler*innen selbst können Geldbußen oder Arbeitsstunden auferlegt werden, wenn sie älter als 14 Jahre oder berufsschulpflichtig sind.

Vor allem aber kann durch Schwänzen ein Teufelskreis entstehen, der das ganze Leben lang nachwirken kann: Durch häufiges Fehlen lassen die Leistungen nach, Schulunlust, Kränkungen, Schuldgefühle oder Versagensängste werden immer stärker. Nicht selten führt dieser Weg zum Schulabbruch, zu sozialen und psychischen Problemen, zu Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Drogensucht oder Wohnsitzlosigkeit.

Hilfe für Schulverweigerer

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sollten sich Schüler*innen mit Schulproblemen Hilfe suchen: bei Eltern, Lehrkräften, Beratungsstellen, Therapeut*innen zum Beispiel. Je früher, desto besser. Aber es ist nie zu spät: Junge Erwachsene, die Unterstützung beim Nachholen eines Schulabschlusses und beim Einstieg in Ausbildung und Beruf suchen, können sie zum Beispiel beim Berufsbildungswerk Südhessen finden. Der Weg dorthin läuft über die örtliche Agentur für Arbeit.