Wenn alle an einem Strang ziehen …
15.11.2022
… dann kommt etwas Gutes dabei heraus! Die enge Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Reha-Angebot zeichnet das bbw Südhessen aus. Davon profitieren alle am Prozess Beteiligten, wie das Beispiel von Jugendhilfe-Teilnehmer Melvin zeigt.
Das bbw Südhessen gibt jungen Menschen mit Förderbedarf die Möglichkeit, berufliche Zukunftsperspektiven zu entwickeln und umzusetzen. Teil des bbw-Angebots ist aber auch der Jugendhilfebereich „welträume“: Er bietet Jugendlichen in verschiedenen Wohngruppen die Chance, in einem verlässlichen Umfeld Vertrauen zu fassen und neue Wege zu gehen. Die mögliche Verknüpfung von stationären und ambulanten Leistungen der Jugendhilfe und beruflicher Qualifizierung im bbw ist besonders. Die jungen Menschen haben die Chance, sich im Karbener Berufsbildungswerk beruflich zu orientieren und vorzubereiten sowie anschließend eine Ausbildung in einem von IHK, HWK oder LLH anerkannten Ausbildungsberuf zu absolvieren. Diese enge Verzahnung von Jugendhilfe und Reha-Ausbildung ermöglicht eine individuell angepasste Unterstützung beim Übergang Schule – Beruf mit aufeinander abgestimmten Förderangeboten.
Diesen Vorteil hat auch Melvin (Name von der Redaktion geändert) genutzt. Der heute 20-jährige Autist kam in der Pubertät in eine schwierige Phase, sein Umfeld war mit seinem Verhalten überfordert. Die Familie fand zusammen mit dem Jugendamt den Weg in die „welträume“ des bbw. Melvin bekam hier einen Platz in einer therapeutischen Wohngruppe, wo er die nötige Unterstützung im Umgang mit seiner Autismus-Ausprägung fand.
Da das Berufsbildungswerk mit dem Gütesiegel Autismus ausgezeichnet und damit Experte für den Übergang Schule – Beruf insbesondere bei Jugendlichen aus dem Autismus-Spektrum ist, war es naheliegend, dass Melvin die elfmonatige Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) im bbw Südhessen in Anspruch nahm. Nach dieser Berufsorientierung entschied er sich für den Beruf des Gärtners, Fachrichtung Zierpflanzenbau. „Wir waren uns anfangs nicht sicher, ob er die Ausbildung packen wird. Kognitiv brachte er alle Voraussetzungen mit, aber sein Autismus und die damit verknüpften Herausforderungen für die Ausbildung standen ihm oft sehr im Weg. Die BvB war eine große Herausforderung für ihn“, erinnert sich Ulla Duchardt, Bereichsleiterin Grüne Berufe. Aber mit der unermüdlichen Unterstützung von den Autismus-Expert*innen im bbw, dem engagierten Ausbilder-Team im Gartenbereich, den Betreuer*innen in seiner Wohngruppe und seiner Casemanagerin hat der junge Mann die Höhen und Tiefen seiner dreijährigen Ausbildungszeit geschafft. Wichtig für seine Entwicklung waren auch die sogenannten „Fachleistungsstunden“, eine zusätzliche Einzelbetreuung in der Ausbildung, die extra für ihn geschaffen wurde. Dieser Einsatz hat sich gelohnt: Seine Zwischenprüfung legte Melvin mit dem besten Prüfungsergebnis ab.
„Es hat in der Zeit von Melvins Ausbildung immer wieder Eskalationsstufen gegeben und in der Wohngruppe kam es immer mal wieder zu Schwierigkeiten. Aber alle Beteiligten hatten die Geduld, das auszuhalten, und so haben wir herausfordernde Situationen immer wieder bewältigt“, sagt Uwe Hönecke, Bereichsleiter der Jugendhilfe. „Wir haben als Team daran geglaubt, dass er es schafft. Alle an der Ausbildung und Förderung beteiligten Personen haben Hand in Hand zusammengearbeitet und Melvin dabei unterstützt, dass er seinen Weg findet.“ Und der Einsatz des Teams sowie Melvins Engagement haben sich ausgezahlt: Heute hat der junge Mann seine Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen und ist in den 1. Arbeitsmarkt vermittelt. Der Betrieb, in dem er sein Praktikum absolviert hat, hat ihn in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Dank seiner Berufsausbildung und Förderung hat er den Weg ins Berufsleben geschafft, kann alleine wohnen und sein Leben eigenverantwortlich gestalten.
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