Erfolgsgeschichte Programmierer - Anwendungsentwickler

Am Anfang war es einfach der Spaß an Computerspielen. Als Tobias 12 Jahre alt war, wollte er zocken und mit Freunden eine gute Zeit haben – ein tieferes Interesse an Computern hatte er nicht. Das änderte sich, als in der Schule Informatik auf dem Stundenplan stand und ein Freund sein großes Wissen teilte: „Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich von da an Programmierer werden wollte“, sagt er.

Heute, mit 26 Jahren, ist Tobias am Ziel angekommen: Im Unternehmen Conftec in Bad Homburg programmiert er CRM-Systeme, entwickelt also alle möglichen Web-Anwendungen, die angefangen bei der Kunden-Datenbank bis hin zur Auftragsabwicklung in einem Online-Shop nötig sind.

Allerdings: Einen direkten Weg ist Tobias nicht gegangen, denn psychische Probleme haben ihn immer wieder ausgebremst. Wenige Monate nachdem er sich auf einem Berufliches Gymnasium mit Festplatten, Platinen und anderen Computer-Komponenten auseinandergesetzt hatte, war plötzlich „Ende im Gelände“, wie er selbst sagt. Zwei Jahre lang war er zuhause – aber nicht untätig: Er schrieb eigene Programme, beispielsweise einen Vokabeltrainer, einen Taschenrechner und einen Sudoku-Löser. „Am Anfang sitzt man immer wie vor einem leeren Blatt. Man muss ein Ziel definieren, einen Plan entwerfen und sich dann an die Lösung herantasten. Wenn am Ende die Programme liefen, hat mir das viel Selbstvertrauen gegeben“, blickt Tobias zurück.

Er rappelte sich auf, nahm einen neuen Anlauf an derselben Schule, doch wieder ging es nur eine Weile gut. Schließlich suchte Tobias Hilfe in einer Klinik, wo er irgendwann von einem Sozialarbeiter einen Hinweis bekam, der alles veränderte – nämlich auf das bbw Südhessen.

Tobias probierte trotz seines Ziels „Programmierer“ auch andere Berufe aus

Mit einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) begann der Neustart: Tobias probierte trotz seines Ziels „Programmierer“ auch die Holz-und Metall-Berufe aus. Weil man als IT-ler die Arbeitszeit überwiegend im Sitzen verbringt und Bewegung für sein inneres Gleichgewicht sehr wichtig ist. „Deshalb fand ich es auch toll, dass das bbw einen Kraftraum für die Teilnehmer hat“, sagt Tobias.

Am Ende der BvB entschied er sich aber doch für eine Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung. Das Programmieren fasziniert ihn einfach zu sehr: „Man braucht dafür eine Sprache. Diese ist die Verbindung zwischen Mensch und Computer und sie eröffnet so viele Möglichkeiten: Prozesse in Gang setzen, Maschinen zum Laufen zu bringen, Abläufe steuern.“

Welchen Spaß an der Sache Tobias hat, ist seinem Vorgesetzten Mike Bernbeck, Head of IT bei Conftec, gleich im Einstellungsgespräch aufgefallen: „Wie jemand über das Berufsbild und seine Erfahrungen mit Programmieren und IT spricht, gibt darüber sehr schnell Aufschluss. Bei Tobias war mir klar, dass er alles Nötige mitbringt.“

Das „Nötige“: Das bedeutet natürlich auch profundes Fachwissen. In dieser Hinsicht, so Tobias, hat die Ausbildung im bbw ihn nochmal stark vorangebracht. „Ich dachte, ich wüsste das meiste schon, aber das war ein Irrtum. Mir hat noch viel Wissen über Hard- und Software gefehlt, das mir mein sehr kompetenter Ausbilder und die sehr erfahrenen Berufsschullehrer vermittelt haben.“

Gleichzeitig waren diese beiden, gemeinsam mit der Case Managein, eine wichtige psychologische Unterstützung: „Unsere Gespräche haben mich immer wieder aufgebaut und motiviert, wenn ich mal einen Durchhänger hatte.“ So war das frühe Aufstehen ein großes Problem: Um rechtzeitig im bbw zu sein, musste Tobias sich um 5.30 Uhr aus dem Bett quälen – was ihm nicht immer gelang.

Bis er auf eigenen Wunsch einen „Vertrag“ mit seiner Case Managerin schloss. Zentraler Satz darin: „Wenn der Teilnehmer noch öfter als dreimal zu spät kommt, erhält er eine Abmahnung.“ Das wirkte – und noch dazu stieg Tobias im Sommer von Bus und Bahn aufs Fahrrad um, um die 10 Kilometer zwischen Zuhause und bbw zurückzulegen. „Ich habe den Druck gebraucht und ich bin stolz, dass ich diesen Schritt von mir aus gegangen bin“, bilanziert er.

Diese Stärke zeigt sich jetzt auch im Berufsalltag: „Tobias hat den Willen, Aufgaben selbstständig und eigenverantwortlich lösen zu wollen. Dabei stellt er gute Fragen und wirkt jederzeit lernbereit und interessiert“, sagt Mike Bernbeck. Für Tobias hat all das viel mit seinen Lehrjahren im bbw Südhessen zu tun. Auch wenn für ihn schon immer galt: „Aufgeben ist keine Option. Hätte ich das getan, wäre ich jetzt nicht hier!“